Ausbildungszug Gefahrgut der Deutschen Bahn zu Gast in Hanau
Die Deutsche Bahn AG bietet Feuerwehren mit dem „Ausbildungszug Gefahrgut“ die Möglichkeit, sich auf Gefahrguteinsätze im Gleisbereich vorzubereiten. Hierfür stehen ein Unterrichtswagen, ein Armaturenkesselwagen und ein Leckagekesselwagen zur Verfügung. Der Zug, der die einmalige Möglichkeit bietet, an einem Originalfahrzeug zu üben, ist deutschlandweit im Einsatz. Nach Angaben der Bahn werden pro Jahr ca. 35 Standorte angefahren. Im März 2019 machte der Ausbildungszug Station am Hanauer Hauptbahnhof. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Butzbach und Friedberg hatten am Nachmittag des 12. März 2019 die Gelegenheit, eine gemeinsame Ausbildung an dem Gefahrgutzug zu veranstalten.
Eingeleitet wurde die Ausbildung mit einem theoretischen Teil. Zunächst wurde die Frage beantwortet, was unter dem Begriff „Gefahrgut“ überhaupt zu verstehen ist. Außerdem erfuhren die Teilnehmer, welche und wie viele gefährliche Stoffe auf der Schiene transportiert werden. Hervorgehoben wurde auch, wie wichtig die Zusammenarbeit mit dem Notfallmanagement der Bahn – dem Notfallmanager vor Ort und den Notfallleitstellen im Hintergrund – ist, um eine Gefährdung der Einsatzkräfte insbesondere durch den laufenden Zugbetrieb (Gleissperrung) und Elektrizität (Bahnerdung) auszuschließen. Abgerundet wurde der Vortrag mit Hinweisen zur Kennzeichnung von Kesselwagen mit orangefarbenen Gefahrentafeln, Großzetteln und orangen, umlaufenden Längsstreifen sowie zu Transportpapieren und Wagenlisten.
Anschließend erhielten die Teilnehmer am Armaturenkesselwagen einen Überblick über Armaturen und Sicherheitseinrichtungen, die an unterschiedlichen Kesselwagentypen anzutreffen sind. Da der Kesselwagen betreten werden kann, konnte man die Einrichtungen nicht nur am und auf dem Wagen sehen, sondern auch das Zusammenwirken der Baugruppen im Inneren. Mit Hilfe von Schnittmodellen wurde die Funktionsweise einzelner Elemente im Detail verdeutlicht. Zuletzt gab es noch zahlreiche Tipps und Sicherheitshinweise zum Vorgehen im Einsatz. So wurde beispielsweise das sichere Öffnen von Domdeckeln demonstriert.
Der größte Teil des Nachmittags war der praktischen Ausbildung am Leckagekesselwagen vorbehalten, der mit 9 unterschiedlichen Lecks präpariert ist, die einzeln angesteuert werden können. Geübt wird dabei mit Wasser. Das Speisen des Tanks erfolgt über ein Löschfahrzeug, welches durch die übende Feuerwehr gestellt wird. Es können alle Geräte und Mittel eingesetzt werden, welche die Feuerwehr auf ihren Fahrzeugen mitführt und damit auch im Ernstfall zur Verfügung stehen würden. Nach Ausbildungsende muss der Kesselwagen nur wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Die Gestaltung der praktischen Ausbildung obliegt der Führung der übenden Feuerwehr. So kann beispielsweise der Umgang mit vorhandenen Einsatzmitteln geübt werden. Es können aber genauso Einsatzübungen durchgeführt werden.
Die Ausbildungsleiter der Wehren Butzbach und Friedberg entschieden sich für eine Kombination aus den beiden Möglichkeiten. Ein mit Chemikalienschutzanzügen ausgerüsteter Trupp hatte den Auftrag, unterschiedliche Leckagen am Kesselwagen unter Vornahme des zur Verfügung stehenden Materials abzudichten oder den Austritt zumindest zu verlangsamen und austretende Flüssigkeiten aufzufangen. Die übrigen Teilnehmer unterstützten den vorgehenden Trupp dabei. Außerdem bestand die Gelegenheit, sich selbst an diversen Lecks zu versuchen und den Umgang mit Material und Ausrüstung zu üben.
Der Austausch von Ausrüstung und das gemeinsame Vorgehen beider Wehren zur Bewältigung des Übungsszenarios zeigte auf, wie wichtig überörtliche Zusammenarbeit ist und dass diese auch gut funktioniert.
Nachdem die Ausbildung beendet war wurde gemeinsam aufgeräumt und die Rückfahrt an die Standorte angetreten.
Text: Matthias Greil
Bilder: Freiwillige Feuerwehr Butzbach, Freiwillige Feuerwehr Friedberg